Das angekündigte Abendessen mit frischem Grillfleisch war wirklich vorzüglich. Unsere Auswahl enthielt wilden Eber, Hirsch und Rind. Alle 3 Fleischsorten waren dünn geschnitten, ausgezeichnet mariniert und brutzelten schnell auf dem Gasgrill unseres Tisches. Ein Schälchen Salz und Pfeffer stand uns zum Nachwürzen ebenfalls zur Verfügung. Durch die kurze Grillzeit blieb unser Grillgut zart und saftig. Eine kleine Vase frischen Zitronensaftes rundete das Ganze ab. Gegenüber unseres Hotels nahmen wir noch zwei leckere Milchshakes zu uns. Montag morgen verstauten wir wieder unsere Klamotten in den Trolleys und ließen uns zum Flughafen kutschieren. Zunächst landeten wir dort in der falschen Schlange, aber das kleine Durcheinander löste sich ziemlich schnell auf und wir konnten am Vietjetair-Schalter einchecken. Zwar hatte unser Flieger insgesamt 45 Minuten Verspätung, aber da wir massig Zeit hatten, regte uns das gar nicht auf. Innerhalb von 30 Minuten flogen 3 Maschinen der Vietjetair von Saigon nach Hanoi. Wir hatten einmal mehr Glück mit unseren Sitzplätzen und wurden am Notausgang mit entsprechend großer Beinfreiheit gebucht. Der zweistündige Flug blieb gänzlich unspektakulär. Am selben Band des Flughafens in Hanoi trafen sich alle Ankömmlinge der 3 Flieger aus Saigon wieder. Trotzdem ging das doch relativ schnell und gesittet über die Bühne. Etwas schwieriger gestaltete sich dann die Taxisuche. Thomas hatte das „Family Airport Hotel“ gebucht, damit wir nicht wieder in diesen Moloch von Stadt zurück mussten und der Weg zum Flughafen natürlich nicht so lang wurde. Die Taxifahrer hatten aber wenig Interesse daran uns die etwa 4 Kilometer zum Hotel zu fahren. Die hatten sich wohl auf eine einkommensreiche Fahrt in das Stadtzentrum gefreut. Ein privater Fahrer in einem SUV ließ sich aber doch dazu herab uns zum 5-Sterne-Hotel zu fahren. Jedenfalls war es als solches deklariert. Mit viel Wohlwollen sind es aber wohl eher drei als fünf Sterne. In Hanoi hatten wir noch schlanke 14 Grad Celsius nach 31 Grad in Saigon. Insofern wäre eine funktionierende Heizung auf dem Hotelzimmer wünschenswert gewesen. Obwohl die Klimaanlage auf 30 Grad eingestellt war, kühlte die nur wie üblich, ohne Wärme zu erzeugen. Auch ein eilends herbeigerufener Techniker war nicht in der Lage Abhilfe zu schaffen. Mit Gepäck 4 Kilometer zu gehen ist unschön, aber ohne ist das keine besondere Herausforderung und so sind wir kurzerhand einfach zurück zum Flughafen gegangen, um etwas zu essen. In dem kleinen Ort rund um unser Hotel war nichts dabei, was uns begeistert hätte. Auch eine schnelle Einladung zu einer Einweihungsparty lehnten wir dankend ab. Die Straße zum Hotel ist mehrspurig und breit befahrbar. Leider kamen wir an einem frisch gestürzten und mindestens am Arm verletzten Motorradfahrer vorbei. Dessen Mitbringsel verteilten sich auf der Straße, mitsamt seines Helmes, der nicht mehr auf seinem Kopf saß. Ein paar Passanten versuchten ihn schnell zu versorgen und somit setzten wir unseren Weg unverzüglich fort, statt zu gaffen, wie das etliche Leute dort taten. In Terminal 1 des Flughafens, das für Inlandsflüge vorgesehen ist, wurden wir nicht fündig und so stiegen wir in den Shuttlebus, der uns zum internationalen Terminal fuhr. Auch hier ist die Auswahl nicht überwältigend, aber immerhin gibt es in der 3. Etage einen „Burger King“, der uns jeweils einen „Doppel Whopper“ servierte. Nachdem wir dort etwas Zeit verbracht hatten, gingen wir direkt dort oben nach draußen und stiegen in ein Taxi ein, dessen Fahrer telefonierte und schon mal langsam losfuhr. Erst nach einigen Metern war er dann in der Lage uns nach dem Ziel zu fragen. Ein paar Minuten später saßen wir warm eingepackt auf dem Hotelbett, um etwas Zeit totzuschlagen. Gegen 22:50 Uhr sind wir hinunter zur Rezeption und bestellten ein Taxi für mich. Das stand auch bereits innerhalb von zwei Minuten vor der Tür und entsprechend kurz gestaltete sich der Abschied von Thomas. Der arme Kerl musste dann noch die Nacht in dieser Kältekammer verbringen, während ich zum dritten Mal an diesem Tag am Flughafen von Hanoi aufkreuzte.
Erneut mit Vietjetair starteten wir pünktlich um 01:45 Uhr in der Nacht mit Flugrichtung Seoul. Ich saß zunächst in Reihe 6, direkt hinter der „Businessclass“. Nachdem das Boarding abgeschlossen war, durfte ich mich tatsächlich in Reihe 2 setzen, die ich dann komplett für mich alleine hatte. So fand ich dann eine Sitzposition, in der ich einigermaßen Beinfreiheit hatte und zumindest ein klein wenig schlafen konnte. Um 07:55 Ortszeit (Südkorea ist zwei Stunden weiter als Vietnam und 8 Stunden der MEZ voraus) landeten wir am „Incheon International Airport“. Von unserem Gate bis zum Gepäckband war es ein weiter Weg. Zunächst bin ich eine lange Strecke geradeaus gegangen, dann ging es rechts rum und über eine Treppe in den Untergrund des Terminals. Von dort aus fuhr eine Shuttlebahn zum nächsten Terminal. Hier ging es wieder eine Treppe nach oben, durch die Passkontrolle (die bereits nach 5 Minuten ohne Stempel erledigt war), abermals eine Treppe nach unten und wieder ein ganz Stück nach rechts zum Band. 10 Minuten später lief das Band an und kurz danach hatte ich meinen Trolley zurück. Nun verließ ich aber nicht die Ankunftshalle, sondern blieb einfach dort. Über „Instagram“ und dank eines Posts von „Benedikt Doll“ erfuhr ich, dass eine „Lufthansa-Maschine“ unterwegs nach Seoul war, mit allen deutschen Biathlon-Stars. So wartete ich einfach mal auf die Ankunft meiner Idole. Auf der Ankunftstafel schaute ich unterdessen, woher denn sonst noch Flugzeuge ankamen. Ein Flieger aus Warschau interessierte mich ganz besonders und so bin ichinon Gepäckband 2 ein ganzes Stück zurück zu Band 2 gelaufen. Relativ zügig kamen die ersten Mitglieder des polnischen NOK’s (begleitet von zwei südkoreanischen Helferinnen) und nahmen die Gepäckstücke entgegen. Ein paar Minuten später kamen ein paar Sportler auf mich zu und zu meiner großen Begeisterung erkannte ich sofort Kamil Stoch den aktuellen Sieger der 4-Schanzen-Tournee. Hinter ihm waren Stefan Hula, David Kubacki, Piotr Zyla und Maciej Kot. Und schließlich stand auch noch der polnische Skisprungtrainer Stefan Horngacher neben mir, der bereitwillig Auskunft gab, dass sein Team in guter Form sei und er doch ziemlich optimistisch für die anstehenden Wettkämpfe bei den Olympischen Winterspielen ist. Alle waren ausgesprochen freundlich und ließen sich gerne fotografieren. Kamil Stoch wurde schnell von polnischen Damen in Beschlag genommen, um für Fotos zu posieren und Autogramme zu schreiben. Das machte er alles ohne zu Murren.
Nachdem so wieder einige Zeit vergangen war, entdeckte ich auch noch die polnische Skiprunglegende Adam Malysz, der mit anderen aus der Mannschaftsriege die Skier der Athleten einsammelte. Immer wieder kamen nun Sportlerinnen und Sportler, Athleten und Offizielle diverser Länder an, unter anderem aus den USA, Kanada, Kasachstan, Norwegen und Finnland. Letztlich interessierte mich aber natürlich die Lufthansa-Maschine, die mit leichter Verspätung dann auch gelandet war. So marschierte ich also in die entgegengesetzte Richtung zu Gepäckband 20. Wenige Minuten später erschien als allererster und gut gelaunt Arnd Peiffer, was mich natürlich sofort in Verzückung setzte. Kurz nach erschien eine junge Dame, die ich ebenfalls sofort erkannte. Skistar Tina Weirather aus Liechtenstein stand vor mir und ich freute mich sehr, dass ich auch von ihr das eine oder andere Foto machen durfte. Inzwischen trafen immer mehr Leute am Gepäckband ein und es wurde langsam voller dort. Restlos begeistert war ich dann, als ich eine Legende Legende des Sports entdeckte. Katarina (Kati) Witt stand 10 Meter vor mir. Ich bin zu ihr hin und verneigte mich vor ihr, was sie sofort zu ihrem unnachahmlichen Lachen veranlasste. Ja, und auch mit ihr durfte ich ein Selfie machen. Toll! Kurz darauf erschien mit Dieter Thoma eine weitere Sportlegende. Hinter ihr erschien Vanessa Hinz und so durfte ich ein gemeinsames Skisprung-Biathlon-Foto schießen. Beide waren bestens gelaunt. Lediglich zwei Damen waren noch nicht ganz so gut gelaunt, aber dennoch bereit für ein Foto: Franziska Preuß und Franziska Hildebrand. Nach einem solchen Nachtflug habe ich dafür aber auch großes Verständnis, dass die Begeisterung für ein Foto nicht so riesig ist. Es erschienen noch die Trainer Mark Kirchner, Gerald Hönig, Andi Stitzl und Tobi Reiter. Nicht fehlen durften auch Simon Schempp, Maren Hammerschmidt, Denise Herrmann und Erik Lesser, der sofort für ein Selfie zur Verfügung stand. Sehr gefreut habe ich mich natürlich auch über die Fotos von Laura Dahlmeier, unserer deutschen Sportlerin des Jahres 2017 und Medaillenhoffung für die Winterspiele. Ebenfalls am Gepäckband erschien ein fröhlicher Peter Schlickenrieder, der wie Kati Witt und Dieter Thoma als Sportexperte (in seinem Fall Langlauf) fungiert. Natürlich waren auch Roman Rees, Philipp Nawrath und Johannes Kühn vor Ort. Zum Schluss durfte ich auch Bendedikt Doll ablichten. Somit war das deutsche Biathlon-Team komplett. Völlig vergessen hatte ich tatsächlich Olympiasiegerin Vicky Rebensburg zu fotografieren, die ebenfalls in dieser Maschine saß. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal!
Somit konnte ich mich glücklich auf den Weg in die Stadt machen. Zunächst ging es wieder treppauf und treppab durch den Flughafen, bis ich vor diversen Fahrkartenautomaten stand. Ohne koreanische Wong (KRW) ging da erstmal nichts. Also wieder 100 Meter zurück zum Geldweschselschalter, wo ich meine restlichen vietnamesischen Dong (VND) eintauschte. Direkt daneben stand ein Geldautomat, bei dem ich mich zusätzlich ausrüstete. Nun also wieder zurück zum Fahrkartenautomaten für die Bahn in die Innenstadt. Nach kurzer Bedienungszeit und einer weiteren Treppe in den Keller saß ich in der Flughafennbahn. Die Fahrtzeit bis zum Hauptbahnhof Seoul beträgt exakt 60 Minuten (12:27 Uhr bis 13:27). Von dort aus benötigte ich noch zwei Stationen mit der Metro, um mein Hotel zu erreichen. Mein erster Weg war allerdings nicht das Hotel, sondern der Gang in ein größeres Modegeschäft, das ich noch aus Taipeh kannte. Hier erwarb ich eine innen gefütterte Jacke mit Kapuze, denn in Seoul waren es gestern -8 Grad Celsius, also rund 40 Grad weniger als noch zwei Tage zuvor in Ho Chi Minh City. Wahnsinn! Gegenüber fand ich noch eine Filiale von „The North Face“, wo ich zusätzlich neue Handschuhe erwarb. So ausgestattett konnte ich die letzten 100 Meter zum Hotel auf mich nehmen. Im Hotel ist es angenehm warm (anders als es Thomas in Hanoi erleiden musste). Hier sitze ich nun im Hotelbett und starte nach einer ordentlichen Ruhephase in der Nacht und heute Morgen in den Tag.