Gestern wanderte ich gut 3 Kilometer in südwestliche Richtung entlang des Sees. Deshalb entschied ich mich heute Morgen für die entgegengesetzte Richtung, also nordöstlich meiner Unterkunft. Die Entfernung zum „Wenwu Temple“ beträgt ebenfalls etwas mehr als 3 Kilometer. Egal, wo Du hier langgehst, es gibt immer wieder schöne Pfade durch den Wald, ohne dass Du Dich verlaufen kannst. Ganz tolle Bäume, Sträucher, Gräser, Vögel, Spinnen und andere Kleintiere entdeckst Du, wenn Du aufmerksam spazieren gehst. Und immer wieder blieb ich einen Moment lang stehen, um die Aussicht oder die Ruhe des Waldes in mich aufzusaugen. Menschen begegnete ich unterwegs nur sehr selten, was eigentlich seltsam ist, ob der Schönheit der Landschaft hier. Andererseits lassen sich die Touristen eben sehr gerne direkt mit dem Bus zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um den See kutschieren.
Nach einer Weile erreichte ich mein heutiges Ziel, den „Wenwu Temple“. Wobei ich das nicht ganz richtig formuliert habe, denn ich befand mich zunächst ein ganzes Stück unterhalb des Tempels. Zum Tempel ging es über eine steile Treppe hinauf. 100 Stufen musste ich ganz sicher bewältigen. Selbst dann war ich nur auf einem Vorplatz angekommen. Der Tempel lag dann noch immer einige Treppenstufen oberhalb dieses Vorplatzes. Ein Blick von unten genügte mir zu erkennen, dass der kleine Tempel ganz hübsch ist. Zeit hatte ich genug und so stieg ich die letzten Stufen ebenfalls noch hinauf. Und dann stellte ich fest, dass ich mich in allem geirrt hatte. Erstens war ich noch immer nicht ganz oben angekommen. Zweitens ist die gesamte Anlage des Tempels nicht klein, sondern riesig. Und drittens ist der „Wenwu Temple“ nicht ganz hübsch, sondern atemberaubend.
Ich hatte in den vergangenen Wochen ja bereits das eine oder andere Mal von schönen Tempeln berichtet, aber dieser hier am „Sun Moon Lake“ schlägt alle anderen um Längen. Meine Begeisterung kann ich tatsächlich nicht richtig in Worte fassen. Meine Fotos, die ich heute auf Instagram (magieweltreise) veröffentlichte, spiegeln auch nur unzureichend die Schönheit wider. Mehrere Gebäude umfasst die Anlage, die Du alle besichtigen darfst. Auf zweien dieser Gebäude darfst Du auch auf das Dach steigen und die fantastische Sicht auf den „Sun Moon Lake“ genießen. Es gibt einen kleinen Teich, in dem Koi’s schwimmen und einen Frosch konnte ich ebenfalls entdecken. Außerdem werden auf tollen Tafeln die Geschichten des Konfuzius‘ wiedergegeben. Ein Wunschbrunnen fehlt ebenso wenig wie außergewöhnlich schöne Statuen und Drachenskulpturen. Einen Mamorsessel hätte ich sofort nach Hause schicken können. Wenn Du hier alles in Dich aufsaugen und begreifen willst, kannst Du hier bestimmt einen ganzen Tag verbringen.
Irgendwann trennte ich mich dann doch von einem meiner absoluten Highlights der bisherigen Reise und stieg wieder nach unten. Dort traf ich auf einen europäisch aussehenden Radfahrer, der gerade weiterfahren wollte. Er entpuppte sich als Hannoveraner (und eingefleischten 96 Fan) und ich erzählte ihm dann, dass er doch erst diesen Tempel besichtigen solle, bevor er seine Radtour fortsetzt. Das hat er dann auch gemacht. Als ich wieder in meinem kleinen Ort entkam, brauchte ich erstmal eine Teepause (Alishan Oolongtee) im „Starbucks“. Dort kam ich mit einem taiwanischen (sie) und luxemburgisch-deutschen (er) Paar ins Gespräch. Wir unterhielten uns über Taiwan, Reisen und über Deutschland. Über dieses Gespräch schreibe ich die Tage nochmal gesondert (zu finden dann unter „Land und Leute“).