Dass meine derzeitige Kondition sich im unteren Bereich der Leistungsskala bewegt, musste ich heute Mittag wieder schmerzlich erfahren. Nochmal zur Wiederholung von gestern, der „Sun Moon Lake“ liegt auf 740 Höhenmetern. Mein heutiges Ziel der Mount Maolan liegt lediglich 280 Meter höher. Die Entfernung sind insgesamt läppische 2 Kilometer. Hilfe, was habe ich mir dabei einen abgebrochen. Etwa ab dem letzten Viertel des Weges musste ich mich immer wieder zwingen noch ein paar Meter weiterzugehen. Die hohe Luftfeuchtigkeit hat sicher nicht dazu beigetragen meine Motivation zu steigern. Zusätzlich sah ein in fetter, roter Aufschrift: „Caution! Snake / Bees Season“ („Achtung! Schlangen- und Bienensaison“) angebrachtes Schild auch nicht besonders vertrauenerweckend aus. Aber, ich wollte mein Ziel doch unbedingt erreichen. Zwei Sprüche und ein Gedanke ließen mich den Berg weiter hinaufstolpern. 1. „Wo ein Berg raufgeht, geht er auch wieder runter“, 2. „Quäl Dich, Du Sau“ (rief Udo Bölts 1997 Jan Ullrich zu, als dieser eine Schwächephase bei der damaligen Tour de France hatte), 3. „Du wirst doch nicht ohne ein schönes Foto von ganz oben diesen Berg wieder hinabwandern“!
Lange Rede, kurzer Sinn! Irgendwie und irgendwann bin ich dann doch schweißgebadet oben angekommen. Die Aussicht vom Mount Maolan war trotz einiger Wolkenfelder etwas tiefer wirklich ganz wunderbar. Meine Beine fühlten sich doch ziemlich wacklig an, aber ich war sehr froh, den ganzen Weg bezwungen zu haben. Der Weg führte durch einen wunderschönen Wald, vorbei an duftenden Teefeldern und sehenswertem Bambus. Fast ganz oben am Berggipfel erkannte ich noch einen großen Strauch Weihnachtssterne, der mich ebenso begeisterte. Beim Abstieg wieder hinunter zum „Sun Moon Lake“ stellte ich mir schon die Frage, weshalb ich mich so angestellt hatte. Schlangen und Bienen machte ich übrigens keine aus. Vielleicht lag das auch nur daran, dass meine Brille ständig beschlug und mir der klare Blick etwas abhanden kam. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die Bezwingung des nächsten Berges. Er darf auch gerne etwas höher sein…