Vorgestern hatten wir keine besonderen Pläne, daher war zunächst ein ausgiebiges Frühstück oberste Priorität. Am späteren Vormittag gingen wir ein wenig in den Ort hinein und befanden uns schnell an einem Touristenfleckchen, an dem eine gut anderthalbstündige Bootstour angeboten wurde. Ein eifriger Ruderer schipperte uns am Fluss entlang durch eine Landschaft, die ein wenig an die Felsen der Halong Bucht erinnern. Das Boot fuhr uns durch drei kleine Höhlen, die aber insgesamt nicht sonderlich faszinierend wirkten. Dennoch war die Fahrt eine schöne Abwechslung und Du solltest sie Dir auch nicht entgehen lassen.
Danach wanderten wir bis zum Ende des Örtchens Tam Coc und auf dem Rückweg bogen wir an einer schmalen Straße einfach mal rechts ab und gingen diese ein ordentliches Stück entlang. Vorbei führte uns dieser bessere Feldweg an Reisfeldern und einigen Höfen, die Hühner, Enten und Gänse züchteten. Einige größere Häuser standen dort auch und unterschieden sich optisch kaum von unseren heimischen Einfamilienhäusern. Etwas später am Tage buchten wir beide eine zweistündige Massage, die insgesamt nicht besonders war, aber für den Preis von 25 USD möchte ich mich auch nicht beschweren. Fast alle Restaurants in Tam Coc bieten Ente an, die auf einem Grill gedreht werden und so testeten auch wir jeweils eine halbe gegrillte Ente. Lecker gewürzt war die Ente auf jeden Fall, die Haut war auch schön knusprig, aber viel Fleisch war an dem armen Tier nicht dran. Eine halbe Ente hier entspricht etwa der Größe eines kleinen halben Hähnchens bei uns. Mit Reis als Beilage reicht es natürlich, um satt zu werden, aber auch nicht mehr. Eine sehr freundliche junge Dame in einem Tante-Emma-Laden buchte uns zwei Zugfahrkarten und die Fahrt von Tam Coc zum Bahnhof nach Ninh Binh.
Wir waren um 10:30 Uhr gestern Morgen an ihrem Laden verabredet. Sie schloss kurzerhand ihren Shop, nahm ein Fahrrad und kam einige Minuten später mit einem Auto zurück. Oft fährt sie wohl nicht, denn regelmäßig soff ihr Motor ab, sobald sie den ersten Gang einlegen musste. Dennoch brachte sie uns langsam aber sicher zum Bahnhof. Zeit hätten wir ohnehin genug, denn der Zug sollte um 11:21 Uhr losfahren. Tatsächlich fuhr das alte Gefährt auch exakt um 11:21 Uhr in den Bahnhof ein. Wir hatten einen Sitzplatz im ersten Wagen und gemächlich ruckelte der Zug dann vorwärts. Der Zugbegleiter servierte uns alsbald ein Mittagessen, das in etwa mit einem Essen im Flugzeug vergleichbar ist. Die Landschaft ist wenig abwechslungsreich, in erster Linie sind wir an Reisfeldern verschiedenster Größe entlanggefahren. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir den Bahnhof von Vinh, das in Zentralvietnam liegt und etwa eine halbe Million Einwohner hat. Sofort nach dem Ausstieg aus dem Zug wurden wir von übereifrigen Taxifahrern belagert. Die haben wir allerdings sehr schnell abgewiesen und sind am Parkplatz vorbei auf die Straße stolziert. Hier stand ein einzelnes Taxi, den Fahrer sprachen wir selbst an und der Mann schien glücklich zu sein. Ein kurzer Blick auf mein iPhone genügte ihm und er fuhr uns auf dem schnellsten Weg zu unserem Hotel.
Insgesamt merkten wir sehr schnell auf dem Spaziergang durch die Stadt, dass die Menschen hier sehr viel freundlicher sind als im Norden Vietnams. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich hier deutlich weniger Touristen aufhalten als in Hanoi oder der Halong Bucht. Die Auswahl des Abendessens in einem Restaurant sorgte bei uns beiden zunächst für etwas Verwirrung, weil wir die mögliche Auswahl (alles in Form eines Buffets auf der Karte bezeichnet) nicht richtig deuten konnten. Thomas entschied sich für Seafood und ich wollte Schweinebauch bestellen, aber ganz so einfach war das nicht. Dennoch wurden wir direkt mit diversen kleinen Köstlichkeiten, in Form von Sushi und verschieden angerichteten Gemüsen versorgt. Ein paar Minuten später kam dann eine junge Dame mit kleinen Tellern und rohem Fleisch angebraust und grillte dieses an unserem Platz. Danach kamen weitere Teller mit Garnelen, Tintenfisch und noch mehr Fleisch. Sobald wir einen Teller mit den kleinen Köstlichkeiten geleert hatten, wurde der umgehend nachgefüllt. Irgendwann wurden uns noch gebackene Süßkartoffeln (die ich fälschlicherweise auch für Bananen hielt) serviert. Und als wir beide im Grunde schon satt waren, kam die junge Dame erneut mit der Speisekarte angelaufen uns deutete auf weiteres Essen, dass wir ohne zusätzliche Kosten nicht verzehren könnten. Thomas wählte noch etwas Dessert für uns aus uns so kamen zwei weitere Schüsseln, ein Teller mit Wassermelonen und ein Teller mit „Wackelpudding“. Mehr passte dann auch wirklich nicht mehr in meinen Magen.
Ein Verdauungsspaziergang war danach notwendig, auf Google Maps hatte ich einen buddhistischen Tempel ausfindig gemacht, der sich in einer Querstraße befindet, allerdings war es bereits dunkel und die Anlage nicht beleuchtet. Also machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel und hörten etwas laute Musik. Also sind wir dorthin und waren plötzlich inmitten einer Modenschau. Sofort wurden uns zwei Stühle gereicht und schon sagen wir in der ersten Reihe der Show. Alsbald wurde uns Rotwein und Weintrauben serviert. Alles ganz zauberhaft, muss ich sagen. Die Models waren allesamt bildhübsch, ebenso die Moderatorin und die präsentierten Kleider. Ein paar Minuten später wurden dann eifrig Fotos geschossen und Thomas und ich waren mittendrin statt nur dabei. Und weil wir ja so nette Menschen sind, wurden wir dann auch noch zu noch mehr Wein und noch mehr Fotos in den neuen Shop eingeladen. Hier kamen wir mit den Models und der Chefin, sowie einigen weiteren Ihrer Angestellten ins Gespräch. Wir fühlten uns wie im Schlaraffenland. Als die Show langsam zu Ende ging, wurden wir nochmals zu Fotos nach draußen gebeten. Wie gesagt, alles ganz zauberhaft.
Jetzt sitze ich auf dem Bett unseres Hotelzimmers auf der 23. Etage und schreibe die letzte Zeile meines heutigen Artikels, währenddessen Thomas auf seinem Bett meditiert.