Lebenslaufhoheit

Das Wort „Lebenslaufhoheit“ habe ich in den vergangenen Jahren oft gehört und gelesen und dennoch zugleich überhört und überlesen. So richtig ins Bewusstsein gelangte er bei mir erst am Tag meiner Abreise. Johannes Vogel (MdB der FDP und als Generalsekretär des NRW-Landesverbandes maßgeblich verantwortlich für unseren überaus erfolgreichen Landtagswahlkampf 2017) schrieb mir: „Wow, was für ein cooles Projekt, lieber Olli – das ist echte #Lebenslaufhoheit“! Auf Wikipedia oder im Duden findest Du diesen Begriff nicht. Im Landtagswahlprogramm der FDP gibt es ein ganzes Kapitel mit dem Titel: „Arbeit, Weiterbildung und Lebenslaufhoheit“. Anlässlich des außerordentlichen Bundesparteitages der Freien Demokraten am 08. Dezember 2013 (zur Erinnerung: Nach dem Scheitern an der 5%-Hürde bei der Bundestagswahl 2013 benötigte die FDP einen neuen Bundesvorsitzenden) sagte Christian Lindner: „Im Zentrum unserer liberalen Idee steht also nicht der Staat oder irgendeine abstrakte Idee oder soziale Klassen oder irgendetwas sonst. Im Zentrum steht der einzelne Mensch. Ihm sichern wir die Hoheit über sein Leben. Die FDP ist Partner aller Menschen, um ihnen diese Lebenslaufhoheit zu geben“. Noch deutlicher formulierte Christian Lindner diesen Begriff in der Zeitschrift „liberal (Ausgabe 01.2014)“: „Was ist die liberale DNA? Wir sind die Partei der Lebenslaufhoheit: Jeder soll Autor der eigenen Biografie und Experte für sein eigenes Leben sein“. Genau das ist es, warum ich diese Weltreise mache. Ich entscheide ganz für mich alleine, wie ich mein Leben gestalte und lasse mir das auch von niemandem vorschreiben. Das ist einfach ein Gefühl von Freiheit, das ich nicht mehr missen möchte.

In den vergangenen Tagen bin ich tatsächlich häufiger gefragt worden, ob ich denn nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche mit CDU/CSU und den Grünen weiter Mitglied der FDP bleiben wolle. Diese Frage erstaunt mich doch sehr. Das Bundestagswahlprogramm der Freien Demokraten ist nicht einfach mal so „hingerotzt“ worden,  sondern ist in den vergangenen Jahren in einer Vielzahl von Mitgliederbefragungen, kleinen und großen Runden bis hin zu Landesparteitagen und Bundesparteitagen entstanden und von allen Freien Demokraten entschieden und beschlossen worden. Dabei haben wir in der Sache oft sehr hart gerungen. Ich erinnere mich dabei stellvertretend an knappste Ergebnisse bei Fragen um die Erbschaftsteuer oder die Cannabis-Freigabe. Das Bundestagswahlprogramm unserer Partei ist zutiefst liberal, weltoffen, zukunftsorientiert und demokratisch. Das muss man vielleicht verstehen, wenn uns nun vorgeworfen wird, dass wir uns undemokratisch verhalten. Zur Lebenslaufhoheit einer Partei gehört eben auch einfach mal dazu „nein“ zu sagen, wenn keine Einigung mit möglichen Koalitionspartnern erzielt werden kann. Was ich teilweise an erbärmlichen und widerwärtigen Kommentaren in der Presse oder in sozialen Medien lesen musste, lässt mich an der Demokratiefähigkeit dieser Menschen zweifeln. Nicht umsonst heißt es doch im Artikel 1 unseres Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Ich stehe voll hinter der Entscheidung, die Sondierungsgespräche zu verlassen. Dazu gehörte auch eine große Portion „German Mut“. Ich bin sehr stolz Freier Demokrat zu sein.

Ja, ich bin frei, Demokrat und ich bin glücklich. Wundere Dich also bitte nicht, wenn ich auf Deine Frage, wie es mir geht, einfach mal mit „Lebenslaufhoheit“ antworte!

P.S.: Vielen Dank, lieber Johannes!!!

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar.

  1. Danke Olli für dieses Statement!
    Nach so langer Zeit GroKo und weichgespülter „weiter so“ Politik ist der deutsche Wähler und vor allem der deutsche Politiker ein NEIN und Eier in der Politik einfach nicht mehr gewohnt!
    Ich selber vertrete ebenfalls die Auffassung, dass die Entscheidung richtig war und immer noch ist!
    Aus meinem privaten Umfeld kommen auch überwiegend positive Stimmen.
    Die negativen Stimmen kommen vor allem von Leuten aus dem linken Lager (SPD, Grüne, Linkspartei), die den Untergang der Demokratie befürchten, weil die AfD nun vielleicht doch die stärkste Oppositionspartei wird.
    Denen sage ich immer, dass unsere starke Demokratie das schon aushalten wird.
    Ich persönlich bin sowieso ein Befürworter wechselnder Mehrheiten. DAS ist Demokratie pur und funktioniert in Schweden oder Norwegen ganz hervorragend, wieso also auch nicht in Deutschland?!

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